Bochum
Zeche Julius Philipp
Von den insgesamt 14 erhaltenen Malakowtürmen im Ruhrrevier stehen allein vier auf Bochumer Stadtgebiet. Einer dieser Türme ist das letzte bauliche Relikt der Zeche Julius Philipp, die 1863 aus der Konsolidation der beiden Stollenzechen Glücksburger Erbstollen und Julius Philipp Erbstollen, hervorgegangen war. Die Förderung auf der neuen Tiefbauanlage begann nach dreijähriger Bauzeit 1878. In den folgenden Jahren wurde die Zeche weiter ausgebaut, erhielt einen zweiten Schacht und eine Kokerei. Außerdem wurde die aus der Stollenzechenzeit stammende Pferdebahn zum Bahnhof Langendreer zu einem Eisenbahnanschluss ausgebaut. Aber die Flözbeschaffenheit im Bochumer Süden und die starken Wasserzuflüsse erschwerten einen gewinnträchtigen Abbau, so dass Julius Philipp keine großen Entwicklungschancen beschieden waren.
Als die Arenberg‘sche Actiengesellschaft für Bergbau und Hüttenbetrieb in Essen 1904 den Gewerken ein Kaufangebot unterbreitete, nahmen diese gerne an. Ein Jahr später legte die neue Eigentümerin die Zeche still, war sie doch nicht an der Kohlenförderung, sondern an ihrer Verkaufsbeteiligung im Kohlensyndikat interessiert, die nun auf andere Zechen des Unternehmens übertragen werden konnte. 207 Wiemelhauser Bergleute mussten sich wie viele andere im gesamten Ruhrgebiet während dieser ersten großen Stilllegungsphase einen neuen Arbeitsplatz suchen. Schon in den 1920er Jahren wurden die Tagesanlagen der Zeche Julius Philipp abgerissen, nur der Malakowturm blieb erhalten und diente bis zur endgültigen Stilllegung 1962 als Wetterschacht der Nachbarzeche Prinz-Regent.
Nach einer umfangreichen und behutsamen Sanierung zogen im Jahr 1990 das Institut für Geschichte der Medizin und die Medizinhistorische Sammlung der Ruhr-Universität in den denkmalgeschützten Turm. 2005 wurde der Aufgabenbereich des Instituts erweitert, das nun Institut für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin heißt. Die Medizinhistorische Sammlung umfasst über 10.000 Einzelstücke. Der Öffentlichkeit sind eine ständige Ausstellung zur Geschichte und Ethik der Medizin sowie wechselnde Sonderausstellungen zugänglich.
Quelle: Route der Industriekultur
Daten:
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Stadt/Stadtteil: | Bochum-Wiemelhausen |
Teufbeginn: | 1875 |
Förderbeginn: | 1878 |
Betriebsende: | 1905 |
max. Tiefe: | 376 m |
max. Belegschaft: | 1.153 (1955) |
max. Förderung: | 0,30 Mio. Tonnen (1900) |
heutige Nutzung: | Medizinhistorisches Institut und medizinhistorische Sammlung der Ruhr-Universität |
Positiv: |
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- | Innenbesichtigung im Rahmen eines Besuchs der medizinhistorischen Sammlung |
Quelle: "Auf Zeche" von W. Berke, M. Farrenkopf, W. Grubert & S. Przigoda